Vor einigen Jahren übergab mir meine Oma (Sigrun Stych, geborene Hellem) Gedichte ihres Vaters und meines Urgroßvaters Oskar Hellem (geb. 1913 in Zinnitz), der am 13. Juli 1944 im Krieg an der Ostfront vermisst wurde. Für seine junge Familie (Frau Gertrud und vier kleine Kinder) war das ein schwerer Verlust. Sie haben nie wieder etwas von ihm gehört.
Erst viele Jahre später erhielt meine Oma aus dem Nachlass ihres Vaters handschriftliche Gedichte, die er schon als Sechzehnjähriger und auch später als Soldat notiert hatte. Um das literarische Erbe ihres Vaters für ihre Nachkommen zu erhalten, tippte meine Oma diese Gedichte auf dem PC ab. Da sie für mich eine der Inspirationen für meinen Roman Am Ende dieses Jahres waren, möchte ich sie an dieser Stelle auch anderen interessierten Menschen zugänglich machen. Die Gedichte von Oskar Hellem zeigen sehr eindrücklich, wie sich seine Gedanken und Empfindungen mit dem fortschreitenden Krieg veränderten, wie er sich immer mehr mit dem Tod auseinandersetzte und seinen eigenen vielleicht sogar vorausahnte.
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Antwort an den Tod
Das ist der rechte Totendienst, wenn wir bei all
unserem Schmerz uns nicht in diesem verlieren,
sondern aus ihm, aus dem Wissen um die
Unerbittlichkeit des Todes die Kraft entfalten,
die Toten tief im Herzen zu tragen, für sie
mitzuleben, mitzuerleben, mitzukämpfen.
Das wollen, das fordern sie von uns, und
damit leben sie. Aus ihrem Tod will Leben wachsen,
das ist ihr höchster Wunsch, ist der Sinn ihres
Sterbens und unsere Aufgabe – heiliges,
göttliches Leben. –
– Oskar Hellem, wahrscheinlich 1940 geschrieben